Ich bin ein richtiger Familienhund: Mein Frauchen bedeutet mir alles. Ihr folge ich auf Schritt und Tritt, vorausgesetzt ich mache nicht gerade ein kleines Nickerchen. Natürlich liebe ich auch die Kinder des Hauses und bin stets aus dem Häuschen, wenn sie nach Abwesenheit wieder daheim eintrudeln. Weil ich bei dieser Gelegenheit so schön mit meiner Rute wedeln kann, nennt mich Frauchen manchmal auch zärtlich „Mein Wedel-Wedel“. Den Namen finde ich ganz schön doof. Meinen richtigen Namen, Bintang, hat meine „Taufpatin“ Dias ausgesucht. Die wohnt im übernächsten Haus und ist indonesischer Abstammung. Als es nämlich darum ging, mir einen Namen mit „B“ zu suchen, fielen meiner neuen Familie nur so „Allerwelts-Hundenamen“ ein und einen solchen wollte sie nicht für mich. Schließlich bin ich ja ein ganz besonderer Hund - ihr Hund.
Bintang bedeutet „Stern“ und meine neue Familie musste sich lange besprechen, ob so ein exotischer Name für einen typisch deutschen Wolfsspitz auch passend ist. Weil mich meine Familie vom ersten Zusammentreffen an aber sofort als ihren „Augenstern“ (=Liebling) betrachtet hat, kam schließlich gar kein anderer Name mehr in Frage.
So mache ich (meistens) meinem Namen alle Ehre: ich vertrage mich sehr gut mit anderen Hunden und Katzen und habe akzeptiert, dass ich das Zimmer der 6 Wellensittiche, die noch mit in unserem Haus leben, nicht betreten darf. Ich bin dankbar um jede Streicheleinheit und kann – wenn ich ein Leckerli will – so treuherzig drein blicken, dass meinem Frauchen das Herz aufgeht. Mit Hilfe von Übungsstunden auf dem Hundeplatz haben wir meine Leinenführigkeit gut in den Griff bekommen. Ganz schnell war ich stubenrein und hatte die Kommandos „Sitz“ und „Platz“ gelernt. Ein wenig genervt hat mich die Überei für das Kommando „Down“, das ich nach dem Willen meines Frauchens unbedingt lernen musste. Gut, ich kann es schon, ich bin aber froh, dass es mir nicht oft abgefordert wird. Dann mach ich es halt, weil ich weiß, es springen mindestens zwei oder drei Leckerlis raus.
Haare-Kämmen mag ich auch gerne: das ist ein schönes Spiel mit jeweils einer Leckerli-Belohnung am Ende. Ihr seht schon, Leckerlis stehen bei mir hoch im Kurs. Frauchen sagt, an mir ist ein kleines Hausschwein verloren gegangen. Außer Kiwis und Tomaten fresse ich so ziemlich alles, was unter meine Nase kommt. Darum muss ich auch regelmäßig zur Tierärztin zum Wiegen. Zum einen, weil meine Familie sicher gehen will, dass ich nicht zu dick werde, zum anderen, weil sie den Kontakt mit der Tierärztin sucht, damit ich im Notfall keine Angst habe, wenn ich in deren Sprechstunde gehen muss. Ich find`s dort schön, weil – nach dem Wiegen gibt es immer…..na?……natürlich Leckerlis von der Tierärztin.
Mein Gehör ist super ausgebildet. Ich höre sogar den ganz zaghaften Luftzug, der entsteht, wenn Frauchen versucht, klammheimlich den Kühlschrank zu öffnen, um ohne meine Gegenwart noch einen kleinen Snack einzunehmen. Da schrecke ich sogar aus meinen kühnsten Träumen auf. Es darf doch auch nicht sein, dass da jemand was Essbares vor sich hat und ich nicht zumindest die Gelegenheit habe zu entscheiden, ob ich den treuherzigen „Bitte bitte, gib mir was ab-Blick“ aufsetzte oder mich angewidert und enttäuscht wieder auf den Rückzug mache. Es muss doch auch ab und zu was anderes geben als nur Trockenfutter. Die Menschen essen ja auch nicht immer nur Brot und Butter!
Obwohl ich mich im ganzen Haus aufhalten darf, ist mein Lieblingsplatz (auch nachts) im Flur. Mein 2. Lieblingsplatz befindet sich in der Küche, und zwar immer dann, wenn Frauchen kocht; da hoffe ich dann, dass ihr zufällig etwas Gutes auf den Boden fällt. Der Lieblingsplatz meines Frauchens im Sommer ist der Hängestuhl auf der Terrasse. Seit ich aber herausgefunden habe, dass wir beide da drin Platz haben, ist es mein 3. Lieblingsplatz (vor allem deswegen, weil ich da meinem Frauchen so nah sein kann).
Wenn es an der Tür klingelt, höre ich das, egal wo im Haus oder Garten ich mich gerade befinde und ich lege äußersten Wert darauf, dass ich immer der Erste an der Haustüre bin. Da belle ich zunächst wie verrückt – man weiß ja nie, wer da vor der Tür steht. Wenn Frauchen oder Herrchen dann die Tür öffnen und den Besucher hereinbitten, so möchte ich den Gast aus Freude gerne anspringen und versuchen, diesem das Gesicht abzulecken. Das ist Frauchen aber ziemlich peinlich und so hat sie mir diese nett gemeinte Willkommensgeste wieder abtrainiert. Na ja, mit der Rute wedeln darf ich wenigstens noch, damit der Gast meine Freude über sein Kommen sieht. Früher, als ich noch ein junger Spund war, hatte ich ein Faible für Schuhe, besonders die unserer Besucher, ganz besondern für die Schuheinlagen. Beim näheren Untersuchen sind dabei schon einige Einlagesohlen ganz zufällig kaputt gegangen. Das war immer eine Aufregung! Ich hab das gar nicht verstanden. So ein Ärger jedes Mal wegen so einer lächerlichen Einlage! Na ja, jetzt, als Hund im besten Alter finde ich Schuheinlagen Zerbeißen albern und mach`s nicht mehr.
Gelegentlich mache ich auch einen Besuch bei Frauchens Tante im „Behüteten Bereich“ des Elisabethenheimes. Die meisten alten Frauen und Männer freuen sich, wenn ich in ihren Aufenthaltsraum hineinmarschiere und dann streicheln sie mich, geben mir mit Hilfe meines Frauchens Leckerlis und erzählen dann von früher, von ihren eigenen Hunden.
Ab und zu fährt meine Familie mit mir auf eine Modenschau für Hunde oder so etwas Ähnliches. Da werde ich vorher total gestyled: die Haare an den Pfoten werden geschnitten, mein Fell wird gebürstet bis ich wie ein Teddybär ausschaue. Dort auf diesen Veranstaltungen treffe ich dann viele andere Spitze. Einige davon kenne ich schon ganz gut. Mein Bruder Benny mit seiner Familie reist auch meistens an und natürlich ist meine Züchterin dort. Ich liebe diese Zusammentreffen, vor allem, wenn anschließen noch Zeit zu einem gemeinsamen Spaziergang bleibt oder wir sogar zusammen irgendwo übernachten. Das ist immer total aufregend. Die Schau selbst finde ich nicht so aufregend. Na ja, da muss ich einer fremden Frau oder einem Mann, die alle komischerweise „Richter“ heißen, meine Zähne zeigen. Ich weiß gar nicht, was das soll! Und dann befingern die auch noch meine Hoden. Ich vermute mal, es dient dazu, um sich gegenseitig näher kennenzulernen. Allerdings habe ich das Verhalten beim Zusammentreffen von zwei fremden Menschen noch nie beobachtet.
Nach unserem Auftritt auf dem roten Teppich in dem eingezäunten Teil einer Messehalle bin ich jedes Mal von der Reaktion meines Frauchens überrascht: einmal ist sie total geknickt, ein anderes Mal nimmt sie mich jubelnd in den Arm. Ich hab noch nicht rausgefunden, was der Grund für Ihr unterschiedliches Verhalten ist. Aber alles muss ich als ihr Augenstern ja auch nicht wissen. Die Warterei an der Umzäunung ist jedenfalls immer sehr lukrativ für mich: da bekomme ich dann hinterher immer ein großes Leckerli, einen Kalbsknochen, einen Ochsenziemer oder so was ähnliches. Da ist dann die Zeit, in der ich brav in meiner Box auf den großen Auftritt warten musste, schnell wieder vergessen.
Übrigens: Ich schau mich gerne mal in fremden Gegenden um und ich liebe auch das Autofahren.
Im Frühjahr 2015 durfte ich mit Frauchen an den Schnupperstunden im Rally-Obedience beim Schäferhundeverein, Ortsgruppe Teublitz teilnehmen. Da gab`s immer viel zu Schnuppern, weil sich da ja viele andere Hunde auch noch auf dem Übungsplatz tummeln und jeder anders riecht. Warum in der Schnupperstunde aber nicht das gemacht wurde, was der Name der Stunde eigentlich vermuten ließ - nämlich Schnuppern - entzieht sich meiner Kenntnis. Nadine, die Trainerin, wollte da immer, dass ich mit Frauchen einen Parcours durchlaufe und genau die Übungen mache, die da auf den verschiedenen Schilden vorgeschrieben waren. Trotzdem war`s rund um das Schnuppertraining noch recht interessant und lustig.
Von einem mal auf das andere Mal wurden die Schnupperstunden dann in Trainingsstunden umbenannt. Ich weiß nicht, warum das Schnuppern plötzlich weggefallen ist. Ich jedenfalls könnt immerzu schnuppern!
Ich versteh` irgendwie nicht, warum dieses Training überhaupt einmal "Schnupperstunde" genannt wurde! Das war glatte Irreführung!
Momentan übe ich mit Frauchen eigenständig, weil die festen Trainingszeiten schlecht mit Frauchens Terminplan zu vereinbaren waren und jetzt in Corona-Zieten sowie nichts mehr geht auf dem Hundeplatz. Wir üben jetzt immer dann, wenn Frauchen grad Zeit und Lust hat. Da bleibt dann der Futternapf leer. Frauchen will nämlich, dass ich während der Trainingseinheit nicht schnuppere, sondern ihren Anweisungen (und denen auf den Rally-Obedience-Tafeln) folge und das geht - so sagt Frauchen - viel besser, wenn mein Magen knurrt. Dann hab ich viel mehr Interesse an den Leckerlis in ihrer Hosentasche und die wiederum gibt`s nur, wenn ich eine Übung gut gemacht habe. Schon gemein, wie Frauchen da meinen Hunger ausnutzt! Immerhin haben wir beide es durch unsere gelegentliche Turnierteilnahme schon bis hinauf zur Klasse 2 geschafft. Wir hoffen, dass wir "nach Corona" in der "Königsklasse" (Klasse 3) starten können. Aber das wird noch etwas dauern, weil uns Corona ziemlich ausgebremst hat und derzeit überhaupt keine Turniere stattfinden.
Übrigens soll ich bald eine "kleine schwarze Schwester" bekommen, die scheinbar kein "Wolf" ist wie ich, sondern ein "Mittel". Offensichtlich sind so kleine schwarze Schwestern ziemlich rar, denn meine Familie sucht schon sehr lange nach so einem Hund. Und wenn alles gut geht, soll`s sogar eine ganz edle sein, ein Burgfräulein.
Meine Aufgabe soll es dann sein, der kleinen schwarzen Schwester alles beizubringen, was ich so in meinem Hundeleben bisher gelernt habe. Ich weiß aber noch nicht genau, ob ich mich darüber freuen soll, eine kleine Schwester und damit einen Spielgefährten zu bekommen. Irgendwo hab ich mal gehört, dass so kleine Schwestern unheimlich nervig sein können.......................
Nachdem ich laut meiner Ahnentafel ein richtiger Deckrüde bin – versteh ich zwar nicht ganz, ich liege nie auf einer Decke –habe ich natürlich großes Interesse an weiblichen Bekanntschaften (ich meine Meinesgleichen und nicht so kleine Schwestern!). Ich durfte auch schon mehrmals eine Hündin bei mir daheim begrüßen. Als Folge dieser Rendevous haben schon viele Welpen das Licht der Welt erblickt. Auf diesen Erfolg bin ich wahnsinnig stolz! Wenn ich aber an das "Rumgewusel" dieser Kinderschar denke, bin ich froh, dass die allesamt weit weg von mir leben und ich sie nicht erziehen muss (dafür muss ich aber bald die kleine schwarze Schwester erziehen - o je!). Ich hoffe, es besucht mich bald wieder eine hübsche Hündin! Ich mag solche Besuche! Also, liebe Wolfsspitzhündinnen, traut Euch und meldet Euch bei mir.
In freudiger Erwartung
Euer Bintang